Gastbeitrag von: David Freudenthal
08.09.2023
Was tun, wenn der Sommer in seinen letzten Zügen unerwartet und heftig in die Großstadt zurückkommt und es Wochenende ist? Entweder, sich zum FYC aufmachen und hoffen, dass der Main Abkühlung bringt oder aber ins Grüne fahren. Am besten weit weg von Lärm und Betonschluchten, etwa in die nördlichen Hügel des Saarlands, dorthin wo der Bostalsee aus den Wäldern in seiner ganzen Pracht heraussticht. Obwohl kein Wind angesagt war, und trotz der Widrigkeiten der Vorbereitung, kam es uns als Eltern sehr gelegen, die Sommerferien nach der ersten Schulwoche etwas zu verlängern. Bepackt mit Segeln, Rudern und Schwertern, neben dem Campingmaterial, ließen wir die wuseligen Autobahnen des Ballungsgebietes hinter uns und je weiter das Tageslicht verschwand, desto schneller sank das Quecksilber und die Klimaanlage durfte dem Geruch der satten Natur weichen. Dann tauchte endlich, kurioserweise auf Französisch, das Schild “Lac de Bostal” aus der Dämmerung auf. Die Kinder wurden nach der über zweistündigen Fahrt sofort euphorisch und nach ein paar Schlenkern durch das angrenzende Dorf befanden wir uns direkt am Ufer des Sees, den wir nur im Licht der Gestirne und der Bootslampen unter uns schimmern sahen. Die Temperatur war nun nicht mehr T-Shirt geeignet und Gras und Luft vor Feuchtigkeit so strotzend, dass es einem schier ins Gebein fuhr. Dafür brannte es im Grill bereits hell und die Stimmen der anderen Kinder animierten die unsrigen sofort, in den Reigen einzutauchen. Obwohl wir im Dunkeln eintrafen, ging das Aufbauen dank der helfenden Hände der anderen Eltern schnell und bald waren wir Teil der Zeltstadt, die sich rund um den großen Baldachin unseres Jugendwartes angesiedelt hatte.
Nach dem gemeinsamen, für diesen Abend recht späten Essen mit abschließendem Marshmallow-Grillen für die Kinder, hieß es noch beim Abwasch und Zähneputzen, die brummenden Hornissen zu bestaunen, die sich recht zahlreich ins Waschhaus verirrt hatten.
Erschöpft von Tagwerk und Reise schliefen jedoch bald die Kinder, um am nächsten Morgen zeitig zu starten.
Samstag, 9.9.2023
Welch wunderbares Schauspiel bot sich dem Betrachter nun in aller Frühe: Dunst hob sich aus dem Wasser, zog langsam in der Morgenröte über den See und ließ die Landschaft gar allzu träumerisch wirken. So begann dieser Samstagmorgen, obgleich in völliger Windstille, so doch in zauberhafter Schönheit. Die ofenfrische Brioche, das Obst und das obligatorische Nutella wurden bereits fleißig verzehrt, während unser Jugendwart Oliver fachmännisch Eier in verschiedensten Texturen und Garungsstufen nach Gusto zubereitete und nebenan das Aroma von frischem Kaffee aus der Mokkakanne die müden Nasen umspielt. In unterschiedlichen Idiomen, denn wir haben ja einige mehrsprachige Kinder und Familien im FYC, wurde bereits über die Bootsverteilung, den Aufbau, die Abläufe der für so manchen ersten Regatta – zumindest bei den Optis – gesprochen, während die Eltern hofften, dass sich zu diesem nun schnell sehr heiß werdenden Morgen auch ein wenig Wind gesellen möge.
Die Steuermannsbesprechung war für 13h00 angesetzt und so bauten Carla, Clara, Gabriel, Juan, Lucio, Luis und Jonas zeitig ihre Optis (B-Gruppe) und die Crews Diego und Elisa sowie Marcello und Nicolo ihre 420er auf. Allein, die Luft bewegte sich kaum. Prophylaktisch pumpten die Eltern die SUPs auf und cremten mit Sonnenschutz ein, was bei drei nicht auf den Bäumen saß.
Nun musste erst einmal gegessen werden, Spaghetti Bolognese, liebevoll im Vorhinein von einem Elternpaar auf echt italienische Weise für alle zubereitet. Eine echte Herausforderung, denn immerhin musste auf einem Campingkocher Wasser für die vielen Kinder und Eltern gekocht werden – dies ging nur in Schichten – und alle waren vom Herumtoben im Wasser oder der vielen Arbeit drum herum schon ganz hungrig.
Wie befürchtet wurde der geplante Start wegen mangelnden Windes verschoben. Als später immer noch kein Windhauch den heißen Tag auffrischen wollte, entschied die Regattaleitung des SC Bosen, dass es ein Wettpaddeln auf dafür zur Verfügung stehenden Optis geben würde. Dieses Wettpaddeln wurde zur Gaudi, auch wenn die Kleineren klar den Kürzeren ziehen mussten.
Dank des Sees, der zum Spielen, Planschen und Baden einlud, wurde es trotz der Enttäuschung, nicht segeln zu können, für die Kinder und Erwachsenen ein schöner Sommertag, der mit einem Flammkuchen-Abendessen im einen Fußmarsch durchs Grüne gelegenen Clubhaus und einem Fußballspiel auf der davor gelegenen Apfelbaumwiese gekrönte wurde. Langsam sank nun die Abendfeuchte auf Wald und Wiesen zurück und die gegrillten Marshmallows erwärmten erneut die Kinderseelen.
10.09.2023
Am nächsten Tag zogen wieder Dunstschleier über die Seeoberfläche, es gab einen Nußzopf, neben Brötchen und Müsli und nun auch die aufkeimende Hoffnung, dass es doch Wind zum Segeln geben könnte: Denn die Luft bewegte sich leicht und bald schon fuhren Optis und 420er Probeweise bei leichten Brisen auf den See. Die Regattaleitung bot nun auf Wunsch der Kinder eine Ausfahrt an, die Bojen wurden angebracht und schon bewegte sich die Flotte weißer Segel Richtung Seemitte. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich erst auf dem Paddelboard, dann auf einem im FYC seit Zeiten bekannten Dickschiff, der Stor Triss, und musste Zeuge werden, wie die ganze Flotte, unvermittelt, bevor noch das Startsignal zur ersten Wettfahrt ertönen sollte, wieder Richtung Hafen glitt, während der Jollenkreuzer sich doch in den Luftschwüngen einigermaßen flott über das funkelnde Wasser bewegte. Warum also wurde die Regatta, nachdem die Kinder das ganze Wochenende darauf gewartet hatten, nun abgeblasen? Die Erklärung war, dass es wohl einen thermischen Druckausgleich gegeben hatte, inklusive einiger schöner Böen, jedoch der Wind für eine längere Wettfahrt nicht ausreichend sei So wurde also mit ein wenig Enttäuschung, gelindert durch die kleinen Mitbringsel die anlässlich der Siegerehrung verteilt wurden, alles wieder eingepackt, die Boote aufgeladen und verzurrt und die nun neu gewonnenen Bekannten unter den Seglerinnen und Seglern verabschiedet. Beim abschließenden Mittagessen kündigte sich jedoch ein spannendes Ereignis an, fieberhaft verfolgt von so manchem auf dem Handy-Bildschirm: Der erste Weltmeistertitel der deutschen Basketballer.
Eltern und Kinder verbrachten trotz des ausgebliebenen Windes und trotz der langen An- und Abfahrt ein wunderbares Wochenende, in sprachlicher Harmonie aus italienischen, spanischen und deutschen Stimmen unter der fürsorglichen und herzlichen Leitung unseres Sportwartes Oliver und dem besten, was man an solch einem Wochenende erleben kann, der gemeinschaftlichen Verbundenheit und Hilfe. Hoffentlich geht es bald wieder an diesen See, der ganz im Zeichen des Wassersports steht, dann aber mit einem flott sich drehenden Anemometer.